July 2020 - Walker Shootin' Blues

Walker Shootin' Blues

Look yonder comes a walker
Gotta stop 'im with a bullet to the brains
Look yonder comes a walker
Can't let'im get close so you better take good aim

You just gotta rough and tough it, have to
This day and age it's the walker shootin' blues

Down over in the empty school house
A whole bunch of them, we gonna smoke 'em out
Down over in the empty school house
A whole bunch of them, we gonna smoke 'em out

You just gotta rough and tough it, have to
This day and age it's just the walker shootin' blues

Come over little biddy walker
I got a good idea that you better do rest yo' shoes
Come over little biddy walker
I got a good idea that you better do rest yo' shoes

You just gotta rough and tough it, have to
This day and age it's just the walker shootin' blues

Oct 2019 - Thorax

Eines der bestbewachtesten Geheimnisse in unserer Pornick-Rock' n Roll-Welt ist, dass wir alle 4 Bandmitglieder noch zweites Leben führen, sozusagen wie in einem Paralleluniversum. Wir alle gehen noch einem anderen Beruf nach, im medizinischen Bereich, in dessen Cafeteria wir uns auch kennengelernt haben. Im Bereich der Medizin gibt es ein starkes Gefälle, eine Hierarchie, so ähnlich wie das indische Kastensystem, manche sind oben und manche sind unten und manche ganz unten. Das geht hier um Kohle und auch, nicht ganz unwichtig, Status und Ansehen. Und glücklicherweise stehen ich und meine Freunde nicht so schlecht da, man könnte sogar sagen, right at the very top, denn wir sind Herzchirurgen.

Der Herzchirurg, auch gerne Thoraxchirurg genannt (ich persönlich stelle mich auf Parties immer gern mit den T-Wort vor), ist wie die Mercedes S-Klasse mit Unterbodenschutz aus Diamant oder der Porsche Cayenne mit Platinkarosse in der Krankenhauswelt. Hier folgt ein kurzer Überblick, wer hier bei uns eine grosse Nummer ist und wer nicht so.

Nummer 1: Herzchirurg
Nummer 2: Neurochirurg (Kopp vor allem)
Nummer 3: plastischer Chirurg (auch als Schönheitschirurg bezeichnet)
Nummer 4: Catch Me If You Can-Scheinarzt
Nummer 5: Unfallchirurg
Nummer 6: Urologe
Nummer 7: Anästhesist
Nummer 8: Zoo-Veterinär
Nummer 9: Medizinball
Nummer 10: Parkhausfegergehilfe aus Bosnien
Nummer 10: Krankenpfleger
Nummer 11: --
Nummer 12: Zahnarzt

Wir haben uns entschieden, dieses Geheimnis über unser zweites Leben offenzulegen, damit man versteht, warum wir manchmal nicht ganz perfekt handeln können. Die Anforderung von 2 komplizierten Jobs gleichzeitig verlangt manchmal Übermenschliches, und meine Lebenserfahrung hat mir gezeigt, dass man schon über längere Zeit Übermenschliches leisten kann, dann aber danach öfter mal von den Gleisen fällt. Und das sollte gerade im Gesundheitsbereich nach Möglichkeit nicht zur Regelmässigkeit werden, wenn sie verstehen, was ich meine. Wir hoffen also auf ein wenig Verständnis der Allgemeinheit, wenn unser Handeln nicht immer so 100 Prozent right on the mark ist; wenn einmal ein Drumstick durch die Gegend fliegt oder ein Skalpell zu Boden fällt...wenn der Leadgesang mal ein bischen nach Rachitis klingt (American Spirit Tabak in Kette) oder die Kollegin im OP sexuell angerempelt wird (Ärzte sind auch nur Menschen und keine perfekt kalibrierten Maschinen mit der Ausgeglichenheit und Intelligenz eines Heiligen)...Oder wenn ein Angehöriger anstrengende, unfachmänische Fragen zum Patiententod stellt...

Aber die allermeiste Zeit läuft ja alles sehr rund und sehr gut und die angefordeten Leistungen auf Bühne und OP werden zufriedenstellend erbracht. Dies steht natürlich auch im Zusammenhang mit unserer überdurchschnittlichen Klugheit und Leistungsbereitschaft (the most beautiful word in the German language). Das wird man doch noch mal sagen dürfen, ohne arrogant zu klingen. Nicht jeder kann die Nummer 1 sein. Das sieht man schon in der Biologie und bei den Insekten. Und apropos Nummer 1: Hier noch ein paar praktische Tipps von (let's keep it real) erfolgreichen Menschen für Leute, die nichts gebacken bekommen. Es schadet nicht, einmal die Augen zu schliessen und sich ein grosses Schild vorzustellen, auf dem steht: Ich bin die Nummer Eins. Man kann dies auch einmal laut aussprechen, vielleicht im Stau oder an der Kasse, mit geschlossenen Augen und vorher tief einatmen und dann: Ich bin die Nummer Eins. Das kann viel bewirken. Das wussten auch schon die alten Inder. Der Geist muss alle negativen Feedbacks der Mitmenschen ignorieren und auf dem hellen Pfad des Erfolges schreiten.

Und vergessen wir nicht die Kraft der Musik! Wir raten dazu, auch im musikalischen Bereich alle negativen Einflüsse konsequent zu meiden, d.h. man trifft sich im ausgebauten Keller, fasst sich fest bei den Händen, und lässt die positive Kraft etwa der britischen Band Queen auf sich einwirken.

Man sollte dies regelmässig tun und einnehmen wie z.B. Vitamin C oder Avokadotoast. Dann wird sich der gewünschte Erfolg wie von Geisterhand von selbst einstellen. Und bitte seien sie nur ein kleines bischen dankbar, dass wir dieses wertvolle Wissen ohne irgendwelche Gebühren einfach so mit Ihnen teilen. Kommen Sie uns doch einfach mal Besuchen im OP. Wir sind ganz für Sie da.

Nov 2018

Hier seht Ihr meinen Freund und Bassisten Slava in der Imbissbude Pelzer an der Eberswalder Strasse in Eberswalde/ Brandenburg/ Ost-Germany. Dieses Etablissement ist berühmt für seine Currywurst und Erbsensuppe, seit ein paar Jahren aber auch für sein Angebot an scharfen Sossen. Letztere sind in die Schärfegrade 01 bis 10 aufgeteilt. Noch nie zuvor hatte jemand die schärfste Variante (10) mit 300.000.000 Bequerel ausprobiert. Da mein Freund gerne scharf isst und auch vor nichts Angst hat, hat er sich getraut, dieses spezielle Destillat mit dem Namen ‚Black Dragon 38' einzunehmen, all das unter neugieriger Beobachtung von Familie Pelzer und einigen sehr netten brandenburger Imbissgästen. Hier seht ihr Slava ca. 05 Minuten nach Experimentbeginn, sein Nervensystem im spannenden Kampf mit der exotischen Schärfe, was ihr an den leicht geröteten Augen erkennen könnt. Seit dem 04. November 2018 hängt der Name Slava Svedov dort an der Wand, bis jetzt ungeschlagener Eberswalder Champion im Sportessen.

May 2017 - Cherry Cola

Einige, die mich kennen, haben schon mitbekommen, dass ich Cherry Cola für das beste nichtalkoholische Getränk halte. Neben den offensichtlichen Vorzügen in Punkto Geschmack und Wach-und-Happy Macher, gefallen mir auch ihre positiven Auswirkungen auf den Knochenbau, die inneren Organe, den Bewegungsapparat und das menschliche Bewusstsein. Es gibt allerdings wenige Langzeitstudien über den konsequenten Gebrauch/Genuss von Cherry Cola, und deswegen habe ich mich nach kurzem Gespräch mit meinem Hausarzt zu einem 6-monatigen Selbstexperiment entschieden, in denen ich statt jeder Mahlzeit ausschliesslich Cherry Cola trinken werde. Den Verlauf und die Ergebnisse des Versuchs sind im Folgenden dokumentiert:

Woche 1:

Keller aufgeräumt. Platz geschaffen für die Nahrungsaufnahme in den nächsten Wochen. Ein Kasten Cherry Cola liefert 12 Liter. Sieben Kästen passen übereinander und 6 nebeneinander. Dann noch eine Lage Kästen davor und der Keller ist komplett voll. Ich habe einen Vorrat von 1008 Litern. Mein Hausarzt hat betont, dass ich um meinen Kalorienbedarf zu decken und mich nicht unnötig in Gefahr zu bringen, eine tägliche Dosis von etwa 5 Litern benötigen werde. Ich kann mit dieser Menge also rund 200 Tage überleben.

Woche 2:

Good news everyone! Nach ausgiebiger Rechere und frustrierenden Debatten mit Getränkegrosshändlern endlich den Direktkontakt mit der Coca-Cola Company hergestellt. Nach 10 Minuten Telefonat die verbindliche Zusage über einen unschlagbaren Einkaufspreis erhalten. Es stellt sich heraus, dass bei Abnahmen grosser Mengen Cherry Cola billiger ist als Wasser. Also keinerlei finanzielle Schwierigkeiten, die dem Experiment im Weg stehen könnten, zu erwarten.

Woche 3:

Beobachte keinerlei Gewichtszunahme oder -abnahme. Haut und Augen sehen unverändert aus, Verdauung arbeitet relativ normal, Termin zur Blut- und Leberuntersuchung in 14 Tagen vereinbart. Beobachte eine leichte positive Veränderung der Psyche. Bin etwas freundlicher zu Nachbarn und deren Haustieren.

Woche 4-6:

Komme ab heute immer besser aus dem Bett. Körper braucht anscheinend jetzt nur wenig Schlaf. Konzentrationsfähigkeit bereits am frühen Morgen mega. Bleibe weiterhin bei konstantem Konsum von 5 Litern Cherry Cola pro Tag, davon 2 in der ersten Tageshälfte. Beobachte leichten Ausfall des Kopf- und Körperhaares bei mir, vermutlich aber harmlos und im Bereich der menschlichen Norm.

Woche 7:

Bemerke enormen Anstieg der Leistungsfähigkeit des Körpers durch die starke Vereinfachung der Ernährung. Sowohl Ausdauer wie Kraft scheinen in etwa verdoppelt. Ausserdem zu bemerken ein abnehmendes Interesse an Unterhaltungsmedien und Nichtstun. Leichte Gewichtszunahme im Muskelbereich. Ergebnisse der Blut-Leberuntersuchung in 6 Wochen zugänglich. Arzt rät weiterhin zu 5 Litern Tagesdosis. Bemerke ausserdem Veränderung im Bereich sozialer Kontakte: Steigerung der Bekanntschaften mit erfolgreichen bzw. attraktiven Personen um etwa 25%. Eine sehr aufregende Woche.

Woche 8-9:

Benötige in etwa noch 2-3 Stunden Schlaf. Produktivitätssteigerung um weitere 30 Prozent. Leichte Abweichung der Tagesdosis Cherry C. auf 7-8 Liter, muss diese korrigieren. Kleine Unregelmässigkeiten im sozialen Umfeld: erhöhtes Selbstbewusstsein der Testperson führt gelegentlich zu Entfremdung und Furcht im Umfeld von T. Phänomen muss optimiert werden. Hautbild normal. Haarausfall vollständig eingestellt.

Woche 10-18:

Heute war ein schöner Tag. Arztbesuche und Check-Ups positiv. Hausarzt empfiehlt: Erhöhung der Tagesdosis auf 9 Liter. Auf keinen Fall auf Classic Coke oder Coke Zero umsteigen. Alle Vitalfunktionen benötigen hohe Mengen Kirschextrakt und Glukose. Probleme im sozialen Umfeld gelöst, hauptsächlich durch Minimierung von Kontakten. Stoffwechsel stabil. Testperson war weiterhin sehr produktiv - Verdopplung der Lagerfäche für Nährlösung durch komplexes Regalsystem und Einbau mehrerer Tanks für Campingbedarf. Testperson gibt sich auf einer Glücklichkeitsskala eine 8 - 9.

Woche 11:

Die Testperson bemerkt bei sich einen massiven Anstieg der kognitiven Fähigkeiten. Beim Fallenlassen von Streichölzern oder Reis auf den Boden sofortige Erkennung der Anzahl der Hölzer bzw. Körner. Wiederholung des Experiments möglich ohne Einschränkung. Medizinische Beratung scheint ab diesem Zeitpunkt unnötig. Optimierung des Lebensbereichs erreicht durch Abdunklung und einfache Schaumstofffläche statt Möbel (Reizminimierung). Happiness-Faktor stabil auf 9. Testperson denkt über aussschliesslich intravenöse Zufuhr der Nährlösung nach. Nötiges Gerät online bestellt. 5 Tage Lieferzeit. Hörsinn und Tastsinn stark optimiert. Haustier des Nachbarn scheint in letzter Zeit nervös. Stoffwechsel und soziales Umfeld ansonsten unauffällig.

Woche 12 - 00:

Man kann sagen, es ist wie Funk und es ist gut so. Es sind Wellen, alles ist in Wellen und die Verbindung zwischen den Lebewesen ist überall. Ich hatte vorher keine Vorstellung von DER TÜR. Einmal durchgelangt und ich kann hören, ich meine HÖREN. Alles ergibt jetzt einen Sinn und der Mensch kann frei sein von allen Bedürfnissen auf der Seite von DER TÜR. Die Tiere sind, es ist schwer zu beschreiben, die Tiere sind...

(Testperson seit August 2017 nicht mehr auffindbar - Anmerk. d. Redaktion)

Tagebucheintrag November 2014

Da fährt man ein bischen durch Europa und denkt an nichts Böses, nimmt einmal die falsche Ausfahrt, verfährt sich komplett, schaut dann auf die Karte und auf die Uhr und stellt fest: Wow, die Band ist gerade 15 Jahre alt geworden!

Genauso ist es uns passiert vor Kurzem, nochmal kurz nachgerechnet, 1999 kann man als Geburtstermin durchgehen lassen, bis 20-14, macht fuffzehn, genau.

Ich, Alex und Slava sind gefangen in einer rotzfrechen und pickeligen Band, und voll kein Wunder, sie ist in der Pubertät, mal sehen wie lange wir das noch aushalten.

Trotz allem Erziehungsstress wollen wir diesen runden Geburtstag feiern und sharen und haben dafür für Euch ein neues T-Shirt entworfen, zum Jubiläum von 15 Years of Kraze. Fand ich ganz passend. Eignet sich, na klar, auch mega als Weihnachtsgeschenk. Wer total viel Asche rumliegen hat, kann sich auch gleich noch das 15.Y.O.Kraze-Plakat dazuholen, ist echt schick geworden wieder.

Was uns angeht, wir haben noch einiges vor dies Jahr. Novembertournee, die dann so unauffällig in die Vorweihnachts- und schliesslich Nachweihnachtstour übergeht. Schwerpunktmässig bedienen wir Bayern und BW, aber Bretagne steht auch noch an, viel mit B irgendwie.

Tonträger: Ja, wie einige von Euch sicher schon rausgefunden haben, haben wir schon ziemlich lange kein Album mehr rausgebracht. Das ist ein Fakt, bedeutet aber nicht, dass wir die ganze Zeit nur rumliegen und uns volllaufen lassen. Wir haben 16 Songs in der Mache, das bedeutet, sie liegen halb- bis fast fertig auf Tonbandspulen in unserem Proberaum herum. Wenn's nächstes Jahr wieder wärmer wird, soll es alles fertig und zu kaufen sein, und darauf freuen wir uns echt schon bzw. sind gespannt.
Finde ich einen guten Release-Termin (wenn es wärmer wird)

Ich geh' jetzt mal rüber zu Slava, wir wollten noch auf den Geburtstag anstossen, ist schon 15 Uhr durch.

Alles Liebe und wir sehen uns bald,

Jancee

Tagebucheintrag April 2014

Gestern wollte ich auf Facebook posten: ‚Ganz coole Woche bei mir, hab' 3 Songs komponiert.' Das war für mich eine grosse Sache, denn normalerweise fällt mir mal so alle 3-6 Monate ein okayer Song ein. Als ich dann den Satz gerade abschicken wollte, fiel mir auf, dass das ja für 80 Prozent meiner Zuhörer im Jahr 2014 ungefähr so spannend klingt wie der Post: ‚Jetzt ich esse ich gerad ein Bratwurst.' Das hat mal so ne Grünenpolitikerin geschrieben, als Facebook gerade erfunden war. Ich entschied mich dann, den Text so zu ändern, dass er aus werbestrategischen Gründen viel effektiver würde, auf deutsch gesagt, viel mehr knallt: ‚Ganz coole Woche bei mir, gestern dacht' ich, scheiss auf die Bandprobe, gehe lieber mit dem Hund in den Park. Da hat er eine Fledermaus gefangen, der ich dann den Kopf abgebissen habe. (52.000 people like this)' Noch schnell ein Beweisfoto gemacht, dass dann auch hammerviele Klicks gekriegt hat. So geht das mit dem Marketing.

Aber ist das alles richtig so? Und war das schon immer so, dass sich so ein Bullshit 1000 mal besser verbreitet als, sagen wir mal, sachliche News? Und was folgt daraus, soll ich mich bei Facebook abmelden, oder, wie unser alter Bassist mal vorgeschlagen hat, besser das ganze Internet abschalten?

Ich habe für unsere Band entschieden, abschalten geht nicht mehr, aber in Zukunft muessen noch konsequentere Werbemassnahmen her. Das kann heissen z.b. grössere Tiere. So 'ne Fledermaus regt ja ehrlich gesagt schon lange keinen mehr auf, da kann man glatt drüberweglesen. Naja, ihr könnt gespannt sein.

Ganz was anderes: Letztens sitzen wir im Tourbus auf dem Weg nach Dresden, und ich versuche mit unserem Bassist Slava mal wieder die Kernfrage unserer mittlerweile 14 Jahre alten Band zu klären: ‚Wie soll das jetzt alles so weitergehen mit uns, d.h. wieviel sollen wir in Zukunft trinken? Das ist gar nicht so einfach, schliesslich gibt es 1000 Möglichkeiten. Das Spektrum reicht von unserem Drummer (keinen Tropfen) bis hin zu Lemmy Kilmister (täglich 2 Flaschen Schnaps bis ins hohe Alter). Wir haben dann allerdings angefangen, Bier zu trinken, darum kann sich keiner von uns mehr erinnern, was wir als perfekte Dosis für Rock'n Roll festgelegt hatten. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, sind die abgefahrenen Therapien gegen Alkoholismus, die es in Russland gibt, und die Slava alle kennt:

- Hypnose durch verschiedene Bassfrequenzen, per Kopfhörer ins Gehirn zu übertragen
- Religion
- Aufhören zu Saufen
- Verschiedene Operationen
- Mein Favorit: Kodierung! Das bedeutet, man bekommt ein Implantat unter die Haut gesetzt, und anschliessend vom Arzt erklärt, wenn man jetzt nochmal einen Schluck tränke, kommt dank des Implantats direkte Stirberei.

Alles sehr konsequente und effektive Methoden, um sein Leben zu verbessern. Am besten fände ich glaube ich ein Implantat, was man wie ein Hörgerät rein- und rausnehmen könnte. Je nachdem, was gerade so anliegt. Ich muss mal Slava fragen, ob es sowas auch schon gibt. Das werd' ich dann gleich auch bei unserer Bandprobe tun, und somit komm' ich jetzt auch ganz elegant zum Ende, wir müssen schliesslich noch die 3 Songs mal einstudieren, von denen ich am Anfang geredet habe.
Cheers. J.

Tagebucheintrag März 2011

Es sind gefühlte 100 Jahre vergangen seit dem letzten Tagebucheintrag und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich war ein bischen verkatert. Es sind seitdem auch 100.000 Dinge in unserem Bandleben passiert, fangen wir mal an mit der Drummersache.

Wir haben uns nach über 10 Jahren von unserem Schlagzeuger Stanislav getrennt. Ich an Eurer Stelle würde jetzt gern eine ausführlich Begründung hören, eine Story gespickt mit Augenauskratzen, Anschreien, Faustkampf, Blut und am Ende Tränen. So in der Art ist es gelaufen und wir wünschen Stas, mit dem wir so lange im Bus gewohnt haben und der unsere Musik miterfunden hat, alles Gute mit seiner neuen Combo Hop Stop.

So, und ‚der Neue' ist Alexey Kryukov, ein brutaler Schägertyp aus Moskau, hätte ich gern geschrieben, aber er ist ganz das Gegenteil. Obwohl er seine Drums jeden Tag auf's Neue erbarmungslos zusammenhaut. Mit einem ‚Neuen' in der Band ist das so ein bischen wie mit einer neuen Freundin. Man muß sich noch ein bischen an die neue Haarfarbe und die Figur gewöhnen, aber mit der Zeit geht das schon klar. Und zwar super.

Da ich euch nicht zu Tode langweilen will mit den ganzen Sachen, die bei uns super laufen, hier ein paar Momentaufnahmen, wo wir im Arsch waren:

Kiev ist eine Superstadt, aber nicht, wenn man am Bahnhof ohne einen Cent Bargeld und EC-Karte ankommt, weil die letzten 100 Rubel für nächtlichen Schnaps im Zugrestaurant draufgegangen sind; Oder wenn man mit dem Geschmack von Beton im Mund aufwacht und feststellt, daß man auf dem Bauch in einem U-Bahnschacht liegt und der eine Fuß in einem merkwürdigem Winkel nach rechts abknickt.

Gijon in Spanien ist auch ein Superort, aber nicht, wenn im heiligen Tourbus das Getriebe rumzickt, der Auspuff schon lange abgefallen ist, und es mit der Nahrungsaufnahme nicht mehr so richtig klappt, weil wohl im letzten Abendessen ein fieser Parasit enthalten war; Und man dann auch noch mit diesem Parasiten vor 250 Leuten den Chikatilischen abrufen muss (bandinterner Ausdruck für ‚ein Konzert spielen'), ohne daß irgendetwas Unerwünschtes aus den Körperöffnungen dringt. Ja, ja...

Die A 57 bei Köln ist natürlich auch eine Superstrecke, aber nicht, wenn man z.B. von den Cops angehalten und mit den Worten empfangen wird ‚Oh, sie haben aber noch eine ganz schöne Altbierfahne!' Und wenn man daraufhin erst bemerkt, daß der Balalaykaspieler zuvor am Rastplatz vergessen wurde.

Kommissar: Wieviele Leute sind denn in Eurer Band?
Fahrer: Drei, aber den einen haben wir gerade an der Tankstelle vergessen.
Kommissar: Was seid ihr denn für welche?
Fahrer: Haben sie vielleicht die Telefonnummer von dem Rastplatz da? ich hab den Namen vergessen.
Kommissar: Nun mal ganz, ganz langsam. Sie kommen jetzt erstmal mit. Dann holen wir die (Drogen-)hunde.

Aber wie ihr seht, haben wir das alles mehr oder weniger überlebt und nebenbei auch noch eine Schallplatte aufgenommen, die diesen Sommer erscheint. Zur Zeit verhandeln wir noch mit der Musikindustrie und versuchen einen Clip zu drehen. Ich hoffe ihr findet dann die Scheibe auch so heiss, wie wir sie finden.

Your man,

Jancee

Tagebucheintrag Dezember 2009

So, es ist wieder viel Zeit verstrichen seit dem letzten Newsletter, und wir haben jetzt gottseidank 3 Tage Zeit zum Luftholen zwischen den ganzen Shows, und da dachte ich, wir melden uns wieder bei euch.

Wir mussten feststellen, dass trotz der zahlreichen Erfolge und endlosen Parties nicht immer alles glatt laufen kann im Leben einer Rock‘n'Rollband. Es kommt zum Beispiel vor, dass unser grosser weisser Bus im bayrischen Niemandsland einfach nicht mehr weiterfahren will und wir zu Fuss zum Konzert weitermüssen. Oder es kann passieren, dass unser Balalaykaspieler vor lauter Freude, wieder in der Ex-Sowjetunion zu sein, in der U-bahn tollwütig umhertanzt, um dann 8 Meter die Rolltreppe runterzufallen und sich den Fuss zu brechen...

Solche Sachen passieren dann oft noch fast gleichzeitig und stellen uns vor völlig neue Herausforderungen. Meistens ruft gerade dann noch die eine oder andere von unseren Frauen/ Kindern an, dass zuhaus gerade jemand in den Brunnen gefallen sei, der Hund sich die Seele aus dem Leib kotzt, oder das Girokonto leergeräumt wurde.

Und wenn man sich dann abends auf die Bühne stellt und unbeschwert grinst, obwohl der Soundmischer auf einer gefährlichen Mischung aus Psychopharmaka und Whiskey ist, und versucht, unserm Trommelfell bleibende Schäden zuzufügen, dann, ja dann ist das die Sache, die wir in der Fachsprache als ‚Showbiz‘ bezeichnen.

Wie dem auch sei, wir versuchen, jedem Schicksalsschlag noch etwas Positives abzugewinnen. Mir kam letztens z.b. der Gedanke, dass sich ein einbeiniger Balalaykaspieler ja eigentlich ganz gut vermarkten lassen müsste. Das hat nicht jeder.

Aber ganz so schlimm kommt’s dann doch nicht. Es sieht so aus, als ob unser Freund in 2-3 Wochen wieder ohne Krücken auf seinen 2 Beinen stehen kann, Rock’n Roll und Eishockey spielen, oder auch tollwütig die ein oder andere U-bahnrolltreppe hinunterrasen kann.

Von der ganzen Aufregung mal abgesehen, haben wir in letzter Zeit auch noch einige neue Länder betourt und kennengelernt wie z.b. Italien, Frankreich und die Ukraine. Alles schöne Urlaubsländer mit lauter netten Leuten, aber es gibt doch einige lokale Unterschiede. In Italien bedeutet z.b. ‚viel trinken‘ 2-3 Flaschen Bier. In der Ukraine bedeutet ‚viel trinken‘ 2-3 Flaschen Wodka. Frankreich ist irgendwo dazwischen. In Italien bedeutet ‚ausgelassen feiern‘ im Rhythmus der Musik ein bischen mit dem Kopf zu nicken. In der Ukraine bedeutet ‚ausgelassen feiern‘ sich beim Pogotanzen das Bein auszukugeln (oder auch die Rolltreppe runterzufliegen). Frankreich liegt irgendwo dazwischen.

Wie dem auch sei, wir blicken in die Zukunft. Vor uns liegen 15 Vorweihnachtskonzerte, auf die wir uns sehr freuen und denen wir gelassen entgegenschauen. Wir haben schliesslich, im Falle von Knochenbrüchen, Verätzungen oder plötzlichen Lähmungen, eine halbe Fussballmannschaft von talentierten Ersatzspielern (2 Stück Drummer, 3 Stück Balalaykisten), die uns unter die Arme greifen.

Auf das neue Album müsst ihr aus verständlichen Gründen noch ein bischen warten, obwohl schon fast fertig komponiert. Ich denke, dass wir Euch im Sommer/Herbst 2010 da was neues vorsetzen können.

Tagebucheintrag Februar 2009 - Back From Espana

Wart ihr schon mal im Paradies? So mit allem drum und dran? Also wir schon.
Für unsere Band bedeutet Paradies, wenn am Weihnachtstag 15 Grad+ sind und bei jeder von 14 Shows mindestens 150 Leute kommen, die sich die Kehlen heiser brüllen. Wenn feinstes Bier und Vodka literweise fliessen und Berge von Steaks und Octopus aufgetischt werden. So ist das Paradies und so war das in Spanien. Darum wird dieser Eintrag glaube ich relativ langweilig gegenüber der Russlandtour, weil es die ganze Zeit immer nur super war und nach Plan lief.
Naja, ausser vielleicht, dass wir in Madrid fast in einen Betonpfeiler gefahren wären, weil alle nur gespannt auf das GPS geguckt haben, das nur sehr widersprüchliche Infos ausgespuckt hat.
Die Spanier stehen auf Chiwahwahhunde, die die Damen in der Tasche tragen, auf alle Arten von Rockmusik, auf Bier und alle Arten von Drogen. Es ist dort sehr schwer, jemanden unter 50 zu treffen, der nicht mindestens Speed UND Kokain dabei hat. Wir haben schon überlegt, ob das gesamte südländische heissblütige Temperament vielleicht nur von dem Zeug kommt...

Was uns auch sehr angesprochen hat, ist die spanische Küche: Um zu verstehen was ich meine muss man wissen, dass man das Wort Vegetarier nicht auf spanisch übersetzen kann. Weiter ist interessant, dass wenn ein Tier geschlachtet wird, es vollständig verwertet und aufgetischt wird:
‚What's this?'
‚This is testicles of the lamb.'
‚And what is this?'
‚This is face of the cow.'
‚And this?'
‚This is, ah, hand of the pig. You like verry much!'

Naja, zwischendurch haben wir auch ein bischen Musik gemacht, und zwar jeden verdammten Tag. Meist war so zwischen 2 und 3 Uhr nachts Showtime und die Clubs haben um 9 Uhr morgens geschlossen. Die Bars sind immer so eingerichtet wie der Titty Twister in ‚From Dusk Til Dawn' und die Barkeeper haben auch genauso geredet. Insgesamt 7000 km gefahren, 15 Satz Gitarren- und Balalaikasaiten verschlissen und fast Skorbut geholt vor Vitamin- und Schlafmangel.
What can I say. I can't wait to get back!

Tagebucheintrag Dezember 2008 - Back From The USSR

Nachdem wir 2 Stunden am russischen Zoll Schlange gestanden haben
("Guck mal, die drängeln sich ja alle einfach vor!"), nachdem wir dann 4 Stunden in Moskaus Rush-Hour im Stau standen, nachdem wir in 5 Wechselstuben waren, um Geld für ein Stück Brot zu tauschen, nachdem wir dann in Moskaus billigsten Absteige eingecheckt sind, um dieses Stück Brot zu essen, haben wir dann endlich unseren Moskauer Kontakt getroffen, Lena und Misha von den Vivisectors. Mit denen waren wir dann essen in einem grandiosen authentisch-usbekischen Restaurant. Die Rechnung belief sich auf ca. 500 Euro. Darauf haben einen Vodka getrunken.
Am nächsten Tag der erste Gig, ein Rockabillyladen in Moskau, wo auch der letzte Winkel noch mit einer Südstaatenflagge ausgehängt ist. Waren ein paar zu wenig Leute da (ca. 10), weil keiner Werbung gemacht hat, aber diese 10 hatten richtig Spass. Darauf haben wir dann einen Vodka getrunken.

Am Morgen wurden wir dann durch Eis und Schnee in die russische Provinz gefahren, nach Tula, die Stadt, in der die Kalashnikovs gebaut werden. Unser Fahrer erzählte uns, da gibt's eine Skaband mit ihrem bekanntesten Stück "Vodka + Kalashnikovs, yeah" ...Empfangen wurden wir sehr herzlich und unsere Laune besserte sich langsam, es gab sogar einen Backstageraum!
Um 21:30 mussten wir auf die Bühne und versuchten, den ‚Chikatilischen abzurufen' (unser interner Ausdruck dafür, eine anständige Show zu spielen, siehe auch ‚Chikatilo Boogie"). Eine Viertelstunde später wurde aus dem etwas ängstlichen Publikum eine wilde Horde. Junge Männer wälzten sich auf dem Boden, junge Mädchen kreischten wie von Sinnen und versuchten einem die Klamotten vom Leib zu reissen. Einen Moment lang dachte ich, wir wären die Beatles. 30 Sekunden nach dem letzten Akkord mussten wir allerdings sofort wieder in unsere Limousine, um den Nachtzug zur nächsten Show zu erwischen. Darauf haben wir dann eine Flasche Vodka getrunken.

Eine der schönsten Städte der Welt ist nach meiner Auffassung St. Petersburg, wo wir uns am nächsten Morgen wiederfanden. Ein netter Taxifahrer, der für eine 5-minütige Strecke nur 50 Euro nahm, rettete uns vor dem starken Schneefall in unser Hotel. In Petersburg ist jeder 2. Bewohner entweder Filmemacher, Künstler, Oligarch, Schaschlikbrater oder Bulle. Mit letzteren hatten wir auch einigen Kontakt.

Beispiel:
Bulle: ‚Hey ihr da, bleibt mal stehen, ihr seid doch total betrunken!'
Musikant: ‚Nein, wir sind ok, wollen nur schnell in unser Hotel.'
Bulle: ‚Zeigt mal eure Ausweise, ja ok, also ihr beide müsst jetzt erstmal in die Ausnüchterungszelle, ihr kommt mit mir.'
Musikant: ‚Also bitte, das ist wirklich nicht nötig, wir haben es auch nicht mehr weit, wir sind in Ordnung.'
Bulle: ‚Ah, ihr habt ja Euros dabei, also ich denke, ihr gebt mir einfach 100 Euro, und dann drücke ich nochmal ein Auge zu.'
Musikant: ‚Aber das brauchen wir doch, um wieder nach Deutschland zu kommen, ohne das Geld werden wir verhungern!'
Bulle: ‚Ich denke, ihr gehört wirklich in die Zelle.'
(Nach 20 Minuten Debatte zwischen Bulle und Musikant können wir dann ins Hotel)

Aber ausser korrupten Beamten hatte Petersburg eigenlich nur nette Sachen zu bieten. Wir besuchten eine Austellung der Band legendären satirschen Band N.O.M., hatten Lunch mit einem sehr einflussreichen und netten Mann (nicht Putin, falls ihr das denkt), genossen die lokalen kulinarischen Höhepunkte und haben 4-5 den ‚Chikatilischen abgerufen' (Mucke gemacht), mit wachsendem Erfolg.
Ausserdem wurde mir langsam klar, dass westliche Erfindungen wie etwa Vegetarismus, Feminismus oder das Prinzip ‚Service' das russische Reich noch nie erreicht hatten, und vielleicht auch nie erreichen werden, was mich, ausser dem Punkt ‚Service', nicht besonders gestört hat.

Im Abklang unserer Tour stiessen unsere guten ostdeutschen Freunde Los Banditos zu uns. Unsere Entourage erweiterte sich von 3 Personen auf 10. Darauf haben wir dann eine Flasche Vodka getrunken.
Ein paar sehr extatische gemeinsame Konzerte folgten. 100 Taxifahrten und 1000 Musikerwitze später standen wir am Moskauer Flughafen und warteten auf unseren Flug. Wir hatten noch keine Ahnung, was für ein administrativer Albtraum vor uns liegen sollte.
Nämlich 4 Stunden hitzige Debatte mit russischen Beamten wegen übergrossen Instrumenten, zuviel Gepäck und horrenden Aufpreisen, sich durch Horden von unheimlich wirkenden Tatschiken Drängeln, und Aufpassen, dass man wegen Erschöpfung und 16 Stunden ohne Nahrung nicht einfach umfällt.
Als wir am Köln/Bonner Flughafen doch endlich auf deutschem Boden standen, waren wir sehr erleichtert. Darauf haben wir dann einen Vodka getrunken.

Tagebucheintrag Oktober 2008

Aufregung verbreitet sich langsam in der Bandwohnung des Pornick Casinos. Der Höhepunkt des Jahres steht vor der Tür. Wie auf einem Ameisenhügel ist das hier. Unser Schlagzeuger übt seid 7 Jahren zum ersten Mal wieder sein Instrument, unsere Frauen nähen und bügeln die Bühnenklamotten, und ich rechne gerade aus wieviele Tagesreisen es von Minsk nach Krasnoyarsk in Sibieren sind. Ja, genau und darum geht's: Wir fahren wieder in das Reich des Bösen, BACK TO RUSSIA!
Noch 20 mal schlafen, dann stehen wir auf dem roten Platz.
Aber es gibt keinen Grund neidisch zu sein, auf uns warten nämlich eine Reihe von Gefahren, wie ich aus relativ zuverlässigen Quellen weiss. Da wären Döner/Schawarma, die Bakterien enthalten, die die Atmung lähmen, Cops, die einem bei Blutalkoholkontrolle eine 100 mal benutzte Kanüle in den Arm rammen, Autobahnen die im Nichts enden, ach ja, und es wird Ende November meist so 25 Grad minus.
Also, falls ihr im Dezember nichts mehr von uns hört, wisst ihr: das war's.
Falls wir es doch schaffen, geht's dann gleich weiter nach Spanien, auschecken, wie die da Weihnachten feiern, und nebenbei noch Rock'n Roll und so.

Tagebucheintrag Oktober 2007

An einem makellos weißen Strand, Postkartenhimmel, das Wasser ein Traum, das Beachclubhaus mit dem Nachschub ist nicht weit, viele interessante Gesprächspartner sind da, in der Ferne glaube ich ein paar Blondinen zu erkennen ... CUT!
Ich bin von der Bank unseres Tourbusses gefallen und mein Traum ist schlagartig vorbei. Ich liege eingeklemmt zwischen Bierkisten, Fischkonserven und Gitarrenamp und es ist nass und kalt. Auf dem Boden hat sich eine feuchte Schicht aus Motoröl, Essensresten und anderen noch unsäglicheren Sachen abgelagert, die sich in meinen Schlafsack saugt. Ich schaue nach den anderen. Die Russen rauchen und sprechen in der Sprache, die ich nach sieben Jahren immer noch nicht verstehe. Draußen: Scheißwetter. Durch den Regen sehe ich ein Schild Marseille/Montpellier. Es werden noch 200 km bis zum Gig sein, schätze ich. Und wir müssen um 17 Uhr da sein. Ich checke mein Handy, ja, ist ja schon 17:30. Na ja, dann rufen die bestimmt gleich an. Wird schon klappen. Ich ziehe Bilanz: schon elf Gigs gespielt, eine Gitarre kaputt, Schlagzeug in sehr desolaten Zustand, Vorräte aufgebraucht, Merchandisingsachen alle (zu wenig mitgenommen), Tourbus klingt müde, Musiker sind sehr erschöpft und gesundheitlich angeschlagen, mit Meuterei demnächst muss gerechnet werden. Subversives Verhalten und feindselige Blicke sprechen dafür. Zu spielen sind noch 13 Shows, wie das klappen soll, steht in den Sternen. Naja, dann legen wir doch erstmal eine lustige Schallplatte auf, vielleicht die alte russische mit dem singenden Krokodil, da sieht die Welt doch schon ganz anders aus. Shit, ich brauch Urlaub! Zum Glück spielen wir 2008 ein halbes Jahr auf den Malediven (halbe Stunde Gelächter). Na gut, wird schon klappen alles. Nicht umsonst sagen wir in unserer Branche:
It's a long way to the top if you wanna rock'n roll.

Tagebucheintrag Juni 2007

Liebe Freunde und Fans des Pornick Casinos,
es ist ewig her seit unseren letzten Newsletter und es gibt viel schönes zu erzählen. Fangen wir an mit dem schlechtesten Witz den ich seid langer Zeit gehört habe:
Kommt eine alte Frau zum Arzt und fragt ihn nach der Untersuchung, "Was haben sie gesagt? Fisch?? Muschel??" Dann sagt der Arzt, "Nein, Krebs!"
An der Stelle muss man jetzt lachen...

Also, das PORNICK CASINO, unser kleines Familienunternehmen, pendelt hin und her zwischen Festivalsaison, Schallplattenaufnahmen, Babysitting und Gründung unser eigener Schallplattenfirma GAGARIN-BEAT. Das erfordert viel Anpassungsfähigkeit. Wie unser Bassist öfters nach einer Tour sagt:" Rock'n Rollichkeit raus, Burgerlichkeit rein!" Das trifft es ganz gut.

Also, unsere Festivals laufen ganz gut, besser als vor ein paar Jahren, die Resonanz ist gut, bis auf ein paar unerwartete Nachfragen wie "Seid ihr schwul?" oder "Ist das alles ernst gemeint?". Ob wir das alles ernst meinen, weiss ich auch nicht, aber das macht auch keinen grossen Unterschied. Ernst ist auf jeden Fall, dass im September 13 ganz neue Tracks von uns auf GAGARINBEAT erscheinen werden. Wir haben schon die Hälfte fertig und sind sehr aufgeregt, wie das alles so werden wird. Also, noch 3,5 Monate...schön.

Auf die Frage, "Was hört ihr denn so?", die ich in letzter Zeit öfter gehört habe, schreibe ich euch noch zum Schluss ein paar Bands auf, die wir kennengelernt haben bzw die wir super finden.

Meine Lieblingsband zur Zeit ist die Garage Pop Punk Band M.O.T.O. aus Chicago mit ihrem Meisterwerk 'Kill MOTO'. www.indiepages.com/moto/ Reinhören, ist aber nichts für humorlose Menschen.

Dann gibt's noch die LEGENDARY SHACK SHAKERS aus Nashville, die sind nicht so lustig, aber gut. Punkabilly, Polka, Blues, Metal-Drums usw. www.myspace.com/legendaryshackshakers, www.cockadoodledont.com

Wer Mireille Matthieux schon immer mit den Toy Dolls kreuzen wollte, hört sich am besten unsere Kumpels von THE SPOOKY JAM an www.myspace.com/thespookyjam

Und dann noch eine All-Girl Band aus St. Petersburg, die wir letztes Jahr kennengelernt haben, Russen-Folk-Rock würd ich das nennen, IVA NOVA www.iva-nova.ru/eng/

See ya'll down the road, bis bald!

Jancee, Stas, Vladimir

Das war 2005!

Ihr kennt uns ja mittlerweile und wisst, daß wir zu, wie soll ich sagen, Road-Junkies mutiert sind. Wenn ich am Morgen nicht die weiße Mittellinie der Autobahn beobachten kann und die Landschaft an mir vorbeirauscht, wird mir unbehaglich. That stuff is addictive! Wieder ein Jahr kaputt, in dem man aus der Sporttasche gelebt hat, yeah. Gott sei dank haben wir jetzt ein komfortables Wohnmobil mit Kochnische und DVD-Player, oh yeah. Das ist dann auch genau der Ort, an dem wir am neuen Album arbeiten, aber das wird garantiert vor Ende 2006 nicht fertig. Seid schön gespannt!
Ich hänge soviel mit den Russen ab, daß es mir fällt bischen schwer schreiben diese Deutsch. Dafür kann ich aber schon viele dreckige Sachen sagen auf ihrer Sprache. Es gibt da auch viele Zusammenhänge zwischen Deutsch und Russisch. Vladimir zu diesem Thema: "Frrüher: Alles eine Sprrach!"
Wir freuen uns auf's nächste Jahr, wo hoffentlich viel passieren wird, z.b.

Mexico/US-Tour (wahrscheinlich)
Russland-Tour (auf jeden)
Tour De France Et Espana (das is schon im April)

Bevor wir wieder in See stechen, muss ich noch meine Sporttasche auffüllen und den Johnny Cash Film anschauen. Der Schauspieler soll ja während der Dreharbeiten Alkoholiker geworden sein, weil er sich so in die Rolle eingelebt hat, habe ich in Glamour gelesen. So ein herrlich bekloppter Pressescheiß, haha!
Last but not least: 'See us on the road! Don't become vegetarians, go for quality meat! Don't let Vladimir be your role model! Don't take our devil-worshipping and naked-babe image too seriously! Worship the Devil!

Best, Jancee

Das war 2004!

Es kommt uns vor, als hätten wir überall gespielt, dabei waren es nur so 120 Gigs. Wir freuen uns sehr auf unseren Urlaub, Baby. Unser alter Tourbus hat leider aufgegeben, der Motor läuft noch super, alles andere geht leider nicht mehr, und wir fahren jetzt nen richtig spiessigen neuen Mercedes.
Wir waren wieder in Italien, haben ne zweite Wrestling Tour hinter uns, die nur einen kleinen Krankenhausaufenthalt mit sich zog (danke an Ace Wrestling und unseren neuen Schläger an Bord, El Brucho!) und wir haben auch noch ne neue Platte, die zum ersten mal auch "richtig" bei Saturn und WOM zu haben ist.
Multiball heisst das Ding, der Titel stammt von Stanislavs Art, Kicker zu spielen, nämlich mit 10-15 Bällen auf einmal.
Danke an unsere Fans in Hohenmölsen, Zittau, Langenthal, Kulmbach, Kaldenkirchen und Teltow-Fläming, aber auch in Berlin, Madrid, Mailand, Rom und last but not least K.Ö.L.N.! Wir machen jetzt schön die Standheizung in unserm Wohnmobil an und hauen uns für ein Jahr aufs Ohr!

Cheers, Jancee

Das war 2003!

Hey, was für'n Jahr Für uns! Da es ja hier in der Newssektion nie was Neues gibt wird das jetzt für's ganze Jahr nachgeholt. Is ne ganze Menge passiert.
Es gibt 2 Neuzugänge in der Band. Der charismatische Vladimir Martens aus Khasachstan, der u.a. bei den Internationalen Symphonikern aus Dortmund - www.internationale-symphoniker.de - den Bass bedient, macht jetzt mit uns zusammen Krawall. Wie er aussieht und was der schweigsame Bolschewik so zu erzählen hat, könnt ihr bei "Profiles" nachlesen. Zweiter Neuling bei uns ist unser talentierter Manager Carlos "jetzt-die-gute-Nachricht" Martinez. Wir sind sehr froh, dass wir einer wie er auf uns achtgibt, u.a. weil er dafür sorgt, dass keine nackten Naziskins nach der Show im Backstageraum auf dem Sofa hängen (kommt alles vor).
Carlos würde gern mal Vladimir im Armdrücken schlagen, aber schafft's wahrscheinlich erst nach dessen 65. Geburtstag (der auch nicht mehr so lang hin ist).

Höhepunkt in diesem Jahr war unsere Brutalo-Tour im December, der Rock'n Roll Wrestling Bash. Für die, die nicht da waren: 5 hellhäutige mexikanische Unholde hauen sich auf's Maul und wir haben's surfmusikalisch orchestriert. (Link: Backstage/Wrestling Bash). Von der sensationellen Show abgesehen hatten wir auch eine 10 Tage lange Party aus dem Rock'n Roll Handbuch. Wine, Violence, Women and Song. No matter what anybody says, the Ace-Wrestlers are a damn nice bunch of fuckers!

Ach ja, dann haben wir noch ne neue Platte aufgenommen. Aktuell zur Wrestling Show "Wrestle That Dude". Bester Sound, beste Band, beste Pladde! Das erste Album, das unser Drummer nicht scheisse findet. Sofort Bestellen!

Davor im September war die grosse Schweiz-Italien Aktion, wo wir diese beiden Kontinente mit dem kleinen Finger erobert haben. Leider haben wir kein einziges Foto geschossen, sodass wir diese Tatsache nur mit dieser dreisten Behauptung belegen können. Nein halt! Unsere erworbenen Sprachkenntnisse können's auch beweisen z.b. "Sono Insano Di Mente?" bedeutet etwa "Wo geht es hier zu einem Restaurant?".

Ansonsten haben wir um die 90 Dates gespielt, was für uns ein Rekord ist, 'n Video zu "Chikatilo Boogie" gedreht und dazwischen einen auf wichtig gemacht. Vielen Dank an all unsere Fans und Freunde.

Jancee